Donald Trump, Recep Tayyip Erdoğan und Vladimir Putin sind Zombies. Nicht weil ihre atemberaubende Unverfrorenheit erschüttert, sondern weil sie den Wiedergänger des untergegangenen weißen Mannes verkörpern. Es ist (hoffentlich) das letzte verzerrte Aufbegehren des Mannes, dessen Rollenverständnis von Hans Albers und John Wayne geprägt wurde. Diese Männerrolle gibt es nicht mehr. Die Trauerarbeit angesichts des Verlusts ist jedoch in unberechenbare Aggression umgeschlagen. 

Weiße Männer waren über Jahrhunderte mindestens Superhelden. Kraft, Souveränität, keine Gefühle und vor allem keine Selbstzweifel – das in etwa war das Profil. Das Ergebnis ist bekannt: Brillante Ergebnisse in Wissenschaft und Kunst, aber auch erschütternde Zivilisationsbrüche und eine Teilverwüstung des Planeten und ganz nebenbei diverse Spielarten der Unterdrückung. Zugegeben etwas verkürzt, aber ich möchte mich hier nicht in Genderstudies verheddern, in denen ich mich sowieso nicht auskenne. Mir geht es um die politische Dimension. Ich versuche ein Phänomen wie dieses Trump zu verstehen.

Dieses Trump, das gerade den regulären Ablauf der US-amerikanischen Wahlen massiv in Zweifel zieht und damit den Deal, auf dem alle Verabredungen in westlichen Demokratien basieren, killt, dieses Trump ist also nichts anderes als eine Art Selbstmordattentäter des westlichen Demokratiekonzepts ( hier gibt es übrigens eine spannende Geschichte der Republikanischen Partei und ihrer eher überraschenden Transformation in eine Rassistenpartei). Ähnlich wie Putin und Erdogan hat er mit dem Instinkt eines Raubtiers jenes Vakuum an Gewissheiten gewittert, das am Ende der Aufklärung (mit allen ihren Dialektiken und Dialektiken der Dialektiken) übrigblieb: In einer komplexen Welt erfordert es ein Mindestmaß an Anstrengung Bürgerin und Bürger zu sein. Da ist die Wiedergeburt alter Helden ein großes Versprechen und erleichtert das eigene mühsame Dasein. Dunkle Erlöser können leicht Beute machen, wenn sich ein Drittel der Gesellschaft oder mehr durch sozialen Stress und mangelhafte Bildung abgekoppelt fühlt. Und ein weiteres Drittel von den diversen Hysterien der Gegenwart infiziert wird.

Die Lage jedenfalls ist verwirrend. Es geht uns glänzend (Gesundheitsversorgung, Lebenserwartung, materielle Ausstattung…), aber in den Teilöffentlichkeiten der digitalen Welt steht der Untergang der Republik, des Abendslands oder wahlweise der Welt unmittelbar bevor. Und diese Ängste lassen sich wunderbar vermehren und mit wenigen Mitteln urbar machen. Hauptsache der Grad an Unverfrorenheit ist groß genug.

Was am Ende bleiben wird, ist kaum abzusehen. Sind die Trumps und Putins das letzte Gefecht einer untergehenden Vorstellung davon, was es heißt ein weißér Mann zu sein? Bevor ein neues Verständnis von Geschlechtervorstellungen etc. sich soweit entwickelt hat, dass es trägt. Oder sind die Populisten und Menschenesser eher die Prototypen, die aus Crouchs Postdemocracy herausklettern und sich in den nächsten Jahrhunderten an ihren Stammtischen über die fünfhundert Jahre Aufklärung lustig machen, die hinter uns liegen?

Bild: https://www.flickr.com/photos/gageskidmore/5440002785/in/photolist-9hHrit-9hLwdw-5yHWVR-BzHgu6-CSZS1A-jDzuj6-9v62wo-9kwYUn-eULu15-sMpybD-dS85iC-CYSeky-DiH8wz-DoEGwd-CYScQj-CSu5zg-CtAjmp-DqYVBT-Dp6BVj-EafzbC-5ae5pK-E2uYpE-EcWudv-EcWu8a-DKPp3W-E4GbnT-DfdaL3-DDs81c-5yGqHa-2oQiC-DvMQa7-zBdchV-AwF5bt-CnHwq-GFNJAs-HkLZL-DpiNjf-DamRhu-C53Lf1-DjgtXx-9VjNra-xJ181W-BD3rgM-cJjFP-wgukGJ-DfxDqn-HUtSBa-qFSko-zit2v5-qu7Gu