Markus Heidmeier

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Tag: Bewegtbild

Bodyrecycling

„Dinge die man tun kann, wenn man tot ist“. Körperspender. Leichname. Maden. Präparatoren. Crashtestdummies. Das sind die Protagonisten des Dokumentarfilms von Tanja Hamilton. Was geschieht mit den Körpern, die die Toten, als sie noch lebten, in ihrer letztwilligen Verfügung den anatomischen Instituten und forensischen „Bodyfarmen“ zur Verfügung stellten? Der Frage folgt der Dokumentarfilm nach Kiel, Tennesse und Marseille.

Ein seltsames, beängstigendes, aber auch heiter absurdes Gefühl nachts vor dem TV-Gerät zu liegen, halbwegs gesund, mit einem Körper in dem eine Lunge atmet, ein Herz schlägt, die Extremitäten mit warmem Blut versorgt werden und zu sehen, wie Körper aufgeschnitten, zergliedert werden oder vorsetzlich auf Wiesen verwesen oder als Crashtestdummies benutzt werden.

Es stellt sich die Frage nach dem Körper/Seele-Verhältnis, nach dem eigenen Tod, nach Würde und Erlaubtem.

Tanja Hamilton geht mit gespielter Naivität auf die Reise. Es macht Freude ihrer heiter-lakonischen Recherche zu folgen. Denn das Gezeigte ist abgründig genug.

T-Mobile-Spot gesehen, geweint

Eine dezente, aber sympathische Landschaft. Natur. Regen. Irgendwo in der westlichen Welt. Im Auto eine hübsche, aber sympathische junge Frau. Im Radio ein sehnsüchtiges, aber sympathisch trauriges Liebeslied. Gegenschnitte auf einen gitarrespielenden jungen Mann, Marke H&M-Melancholiker, aber sympathisch. Ankunft. Umarmung. Das Autoradio war das Mobiltelefon. Nabelschnur einer großen Liebe. Die Standleitung zwischen zwei Liebenden dank Flatrate und Co. Das Gehirn glaubt dem Spot und gibt das Kommando „Rührung, weinen“ aus. Dann folgt die Scham.

httpv://de.youtube.com/watch?v=bStsJnBwRfU

Auf der Suche nach postmodernem Horror ist man hier am Ziel. Keiner der Beteiligten hatte zu irgendeinem Zeitpunkt Wahrhaftigkeit, Berührung, Liebe als Antriebskraft der Werbespotproduktion. Es, die Liebe, war immer nur Hebel eines strategischen Denkens. Der Rezipient erkennt und kann dennoch die Tränen nicht unterdrücken.

Une Vie Foraine

Mitwirkung, Produktion. Zum Film und zur Netzseite des Regisseurs.

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Medien sind Lebensformen. Disparate Formate wie Text, Foto, Interview, Audiofragment und Videosequenz lassen sich nur mit Mühe in einem einzelnen Buch oder einem Katalog zusammenbringen. Jahrelang streunten Blätter, Tapes und Festplatten herrenlos durch Büro und Wohnung. Dieses Onlinejournal soll demnächst Abhilfe schaffen als Album, Werkstatt, Steinbruch und Ideenhalde. Die Kategorien zur Sortierung des Nötigen und Überflüssigen lauten dabei: Sekunden, Interviews, Poetische Reste, Bewegtbild, Portraits, Orte und Räume, Pics, Politics, Max Reitmüller, Gott, Feldforschung, Medien, Horror, Autos und Klischees.