Wir leben alle in Städten. Diese Städte sind unser Lebensthema – ob wir wollen oder nicht. Welche Wohnung wo? Mieten, kaufen oder doch nach Hamburg oder Paris? Oder mindestens nach Köln? Aber welche Charaktere haben diese Städte? Was macht sie aus? Sagen wir es so, es ist kompliziert, aber ein Vergleich schafft Klarkeit.
Berlin ist zum Beispiel eine alte, etwas abgerockte Mercedes S-Klasse, Bj. 89. Neue Scheiben, neue Felgen, mittlerweile auch ausgesaugt und mittels professioneller Innenraumreinigung auch wieder halbwegs attraktiv. Zumindest nach dem Verständnis ihres neuen Besitzers. Ein Mann um die 50 mit dem Gesicht von Frank Henkel. Seines Zeichens aber Leiter eines kleinen Fonds, der in diese berühmten Berliner StartUps investiert. Naturgemäß besitzt er noch zwei weitere Fahrzeuge, aber diese 89er S-Klasse (Modell Herrhausen), liebt er besonders, hatte doch der Vater seines Kindheitsfreundes Ulf so einen Schlitten. Sein eigener Vater hatte es ja nur zu einem Passat mit Fließheck (!) gebracht.
München ist zwar die BMW-Stadt aber prototypisch ist doch eher der Mercedes-AMG GLE 43 4MATIC, Bj 2016. Das Fahrezug ist geleast (einfach günstiger, obwohl es eigentlich egal ist). Es gehört Christine. Sie liebt vor allem die matte Folienbeklebung (irgendwie so männlich, fast schon erregend). Praktisch ist auch der hohe Einstieg. Anonsten versteht sie nichts von Autos. Hauptsache ein BMW oder ein Mercedes oder natürlich ein Porsche. Aber den fährt Kai, ihr zweiter Mann. Er war lange im Einkauf für eine große Brauerei tätig, ist aber seit drei Jahren nur noch damit beschäftigt die ererbten Häuser und die dortigen Wohnungen zu verwalten.
Münster ist natürlich ein Volvo. Ein V70, Diesel, Bj 98. Schwarz, versteht sich. Björn liebt den Wagen. Er ist zwar kein Lehrer, so wie alle seine Freunde, sondern Architekt, aber auf das Auto lässt er nicht kommen (die Volvos seiner Lehrerfreude sind übrigens logischerweise nicht schwarz, sondern rot). Alles passt rein, das Auto ist unverwüstlich. Die Reparaturen sind tatsächlich sehr kostspielig – aber bitte, dafür halten die neuen Teile auch wieder zwanzig Jahre.
Der Tessla fährt erwartungsgemäß durch Hamburg. Ella ist insgeheim ein ziemlich stolz – auf ihren Tesla, aber vor allem darauf, dass sie ihn allein bezahlt, auf niemanden angewiesen ist und allen zeigen kann, wie progressiv sie denkt. Diesen Stolz würde sie natürlich niemals zeigen. Sie argumentiert praktisch. Als alleinerziehenden Rechtsanwältin mit zwei Kindern benötigt sie auch in der Stadt ein Fahrzeug, das Platz bietet.
Dass ihr Wagen ein Mazda 323 ist, hat Helene eigentlich eher zufällig erfahren. Als sie die Chance hatte am Bremer Stadtrand in dieses Mehrgenerationen-Bauprojekt einzusteigen, war einfach ein Auto nötig. Sie hat es dem damaligen Freund ihrer Schwester angekauft und weiß bis heute nicht, ob der Preis fair oder frech war.
Bleiben noch Dortmund (ein ziemlich schäbiger Golf 3), Köln (ein seltsam unauffälliger Audio A4 „sieht aus wie der Wagen eines Zivilfahnders…“) und Stuttgart (ein Skoda Superb Kombi wg der Familie, aber mit Sportfahrwerk). Aber dazu demnächst mehr…
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