Öffentlich-rechtlicher Rundfunk. Diese Wortpaarung hat in etwa die sprachliche Erotik von DI-Norm zur Lebensmittelhygiene oder nach EU-Bauprodukteverordnung. Dabei geht es um die Zukunft der Medien, des Journalismus und nicht zuletzt der Demokratie. Auf der re:publica 2015 diskutieren wir deswegen die Zukunft der öffentlich-rechtlichen Medien. Eine Vortrag unter dem Titel „Das digitale Paradies. Die Öffentlich-Rechtlichen 2020. Eine Halluzination“
Es geht meiner Kooperative-Kollegin Lydia Meyer und mir aber nicht nur um einen steilen Vortrag mit steilen Thesen zu einem wichtigen Thema. Es geht um mehr. Um eine Feldforschung zum Stand der Visionen in den öffentlich-rechtlichen Medienhäusern und außerhalb. Wir werden Statements einsammeln und Fragebögen verschicken. An Intendant_innen und Programmdirektor_innen, an Herausgeber_innen und Chefredakteure_innen. Aber auch das ist nicht alles. Wir suchen auch Eure und Ihre Mitwirkung. Ausgangspunkt sind diese zehn Thesen:
- Alles überall und zu jeder Zeit – alle öffentlich-rechtlich produzierten Inhalte gibt es im D-Player unter CC, embeddbar etc.
- Partizipation ist Realität, Dialog Alltag – Rundfunkräte sind Userräte und werden öffentlich gewählt
- 10% aller Gebührenmittel fließen in einen Innovationspool – der Pool ist für alle zugänglich
- Grundversorgung bedeutet Grundversorgung überall – plattformunabhängig
- Grundversorgung bedeutet, dass öffentlich-rechtliche Medien ihre Produktionsstrukturen auch für Dritte bereitstellen
- Öffentlich-rechtlichen Medien gehen ihrem Bildungsauftrag nach: Roadshows in Schulen erklären wie Medien und Netz funktionieren
- Medienforschung ist ein permanenter öffentlicher Prozess
- Öffentlich-rechtliche Medien fordern und benötigen Netzneutralität!
- Die Haushaltsabgabe macht Bock, weil die öffentlich-rechtlichen Infrastrukturen und Programme Bock machen – aber sie ist einkommensabhängig
- Archive sind öffentlich!
Diese Thesen sind nicht zwingend identisch mit unseren Positionen, sondern scheinen uns aktuelle Diskurse zu bestimmen. Wir werden in den nächsten Wochen Schlaglichter auf Facetten dieser Diskurse setzen. Von Basisinfos wie Öffentlich-rechtlicher Rundfunk in der Demokratie (auf bpb.de) über einzelne Aspekte wie Soziale Medien und öffentlich-rechtlicher Rundfunk (auf vocer.org) bis hin zu dem umstrittenen Gutachten Öffentlich-rechtliche Medien – Aufgaben und Finanzierung“ (PDF) des wissenschaftlichen Beirats des Finanzministeriums.
Die Thesen können hier diskutiert werden. Oder wir legen demnächst ein Public Pad, eine offene Mindmap oder was gewünscht ist an.
Transparenz: Lydia Meyer und ich arbeiten seit vielen Jahren redaktionell und strategisch für öffentlich-rechtliche Medien. Wir sind parteiisch, weil wir an das Konzept glauben. Aber wir glauben auch, dass es sich verändern muss.
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