Der Dokumentarfilm „Das Ende des Politbüros“ – Versuch eines Psychogramms der SED-Führungsclique. Protagonisten und Randfiguren erzählen von den letzten Monaten der SED-Spitze. Politbüromitglieder wie Schabowski, Schürer und Krenz bieten Innenansichten in die atemberaubende Hermetik eines Führungszirkels. Äußerungen damaliger Beobachter wie Honeckers Leibwächter eröffnen dem Zuschauer zusätzlich Einblicke, die Befunden in pathologische Beziehungsstrukturen innerhalb des Politbüros gleichen. Gefangene ihrer damaligen Rollen bleiben fast alle. Mit der individuellen Mythenbildung der damaligen Akteure beschäftigte sich der Dokumentarfilm „Das Ende des Politbüros“ am Mittwochabend auf arte.
Tag: TV
Das Geschichtsforum 2009 in Berlin war eine Art Volksuniversität. Ausstellungen, Vorträge, Podien, Workshops etc. Mit der Kooperative Berlin habe ich das KongressRadio & TV zum Festival gemacht. Täglich ein Radiomagazin und abends eine Videoausgabe. Hier gibt es alle Beiträge im Überblick. Die Seite ist leider etwas unzulänglich. Die Videos gibt es auf FriedlicheRevolution.de.
„Dinge die man tun kann, wenn man tot ist“. Körperspender. Leichname. Maden. Präparatoren. Crashtestdummies. Das sind die Protagonisten des Dokumentarfilms von Tanja Hamilton. Was geschieht mit den Körpern, die die Toten, als sie noch lebten, in ihrer letztwilligen Verfügung den anatomischen Instituten und forensischen „Bodyfarmen“ zur Verfügung stellten? Der Frage folgt der Dokumentarfilm nach Kiel, Tennesse und Marseille.
Ein seltsames, beängstigendes, aber auch heiter absurdes Gefühl nachts vor dem TV-Gerät zu liegen, halbwegs gesund, mit einem Körper in dem eine Lunge atmet, ein Herz schlägt, die Extremitäten mit warmem Blut versorgt werden und zu sehen, wie Körper aufgeschnitten, zergliedert werden oder vorsetzlich auf Wiesen verwesen oder als Crashtestdummies benutzt werden.
Es stellt sich die Frage nach dem Körper/Seele-Verhältnis, nach dem eigenen Tod, nach Würde und Erlaubtem.
Tanja Hamilton geht mit gespielter Naivität auf die Reise. Es macht Freude ihrer heiter-lakonischen Recherche zu folgen. Denn das Gezeigte ist abgründig genug.
Eine dezente, aber sympathische Landschaft. Natur. Regen. Irgendwo in der westlichen Welt. Im Auto eine hübsche, aber sympathische junge Frau. Im Radio ein sehnsüchtiges, aber sympathisch trauriges Liebeslied. Gegenschnitte auf einen gitarrespielenden jungen Mann, Marke H&M-Melancholiker, aber sympathisch. Ankunft. Umarmung. Das Autoradio war das Mobiltelefon. Nabelschnur einer großen Liebe. Die Standleitung zwischen zwei Liebenden dank Flatrate und Co. Das Gehirn glaubt dem Spot und gibt das Kommando „Rührung, weinen“ aus. Dann folgt die Scham.
httpv://de.youtube.com/watch?v=bStsJnBwRfU
Auf der Suche nach postmodernem Horror ist man hier am Ziel. Keiner der Beteiligten hatte zu irgendeinem Zeitpunkt Wahrhaftigkeit, Berührung, Liebe als Antriebskraft der Werbespotproduktion. Es, die Liebe, war immer nur Hebel eines strategischen Denkens. Der Rezipient erkennt und kann dennoch die Tränen nicht unterdrücken.
ON
ein über Skandinavien liegendes Tief
spielen sie mit und gewinnen sie mit
ist hier der Eingriff in das Zellinnere
nie war er so wertvoll wie heute
lauten die Prognosen für das Wachstum der Erdbevölkerung
wie aus der Hauptstadt berichtet wird
sprich nur ein Wort
deckt den täglichen Vitaminbedarf
k.o. nach einer klassischen Rechten
in unserer Reihe Festspielpanorama
mit Hilfe von Satellitenaufnahmen
Lach- und Sachgeschichten
auf der Jahrespressekonferenz
senden wir eine Wiedrholung aus dem Jahre
der offenbar geistig verwirrte Mann
durch die revolutionäre Sechszylindertechnik
aus Anlaß des hundertsten Todestages
unser Korrespondent in Tokio
zum Sendeschluß nun die Nationalhymne
diese Bilder der Voyagersonde
996 Ruf! Ruf mich an!
so wird meine Seele gesund
OFF
5-6-97 (nachts, nach sieben Stunden)